Meisterwerkstatt

Waldkircher Orgelbau

Zur Geschichte der Vorgängerorgel

Manual II

Praestant 4'
Cornett 4-fach 4'
Bourdon 8'
Gamba 8'
Rohrfloet 4'
Nahsart 1 ½'
Doublett 2'
Cromhorn 8'

Pedal

Prinzipalbahs 16'
Oktavbahs 8'
Octave 4'
Bombard 16'

Über den Schöpfer der außergewöhnlich großen Orgel, die erhebliche technische Anforderungen stellte, notierte der Straßburger Orgelmacher ANDREAS SILBERMANN im Werkstattbuch:

Gengenbach bey den Herrn Benedictinern. Diese Orgel machte H.Merkel, und er hatte damals Glück, einen Gesellen zu bekommen, der in Sachsen bey H.Silbermann gearbeitet hatte. Dieser that im gute Dienste in der Windladen Arbeit. Als 1751, im September Herr Pater Statthalter von Siegelsheim Coelestin Harst bey uns war, sagte er: ich habe die abscheuliche Orgel in Gengenbach gesehen, ich wurde praeveniert dem Herrn Prälaten solche nicht zu verachten. Ich habe ihm gleichwohl gesagt, daß alles nichts nutz wäre. Worauf ihm Herr Prälat einwendete: was hab ich wollen machen? Da man gesehen, daß es nicht gut wird, so hatte Merkel schon über die Hälffte vom Geld, und ich schämbte mich nachzulassen. Da ich 1752. Im May zu Donau Eschingen war, den Ursprung der Donau zu sehen, so erzählte mir Herr Hoff-Caplan Pater Hyeronimus Vogel von Gengenbach, daß Rohrer ein ganzes Jahr an dieser Orgel reparirt hat. Ihn nähme nur wunder, wie es hat möglich seyn können, daß der Prälat, der doch ein Künstler ist, sich mit der Orgel so hat können anführen lassen.

An der Stelle ergänzte Silbermann seine Mitteilungen: "1741..(Johann Georg Rohrer) Er hielt sich lange in der Abtey Gengenbach auf, und im Taglohn renovirte er die von Merkel dahin gemachte Orgel." Rudolf Walters Warnung, die Bemerkung Silbermanns nicht ohne kritische Prüfung zu übernehmen, weil der Straßburger Meister „alle Konkurrenten mit scharfer, beißender, nicht selten ungerechter Kritik verfolgt und nicht selten die positiven Beobachtungen verschwiegen habe, gilt es, allgemein zu beachten. Obwohl Georg Friedrich Merckel (1691-1766), der evangelische Pfarrersohn aus Straßburg, weder organisatorisch noch handwerklich auf der Höhe“ war, betrieb er seit 1713  den Orgelbau und machte als Konkurrent dem Silbermann häufig zu schaffen. Es arbeiteten immer wieder tüchtige Orgelmacher als Gesellen in der Merckel-Werkstatt mit, so daß es ratsam ist, vorschnelle Pauschalurteile über den kritisierten Meister zu vermeiden. Gerade in der Bauzeit der Gengenbacher Klosterorgel (1732/33) stand sogar der berühmte Ottobeurer Orgelmacher Karl Joseph Riepp (1710 - 1775) bei G.F.Merckel in Diensten. Die Größe des Gengenbacher Instruments stelle Merckel offensichtlich vor technische Probleme, die er nicht bewältigen vermochte. Darum holte der Abt  1741 den achtbaren Meister Johann Georg Rohrer (1685 Schlackenwerth 1765 Straßburg) herüber und ließ gründlich in Ordnung bringen, was zum Ärger Anlaß geboten hatte. Orgelinspektor Abbé Louis Schmittbaur, der von 1771- bis 1800 Benediktiner in Gengenbach war, berichtete 1823 von seiner ehemaligen Klosterorgel: Elend und höchst traurig von dem  Jahr 1771, als ich damals die Orgel in dem besten Zustand antraf, steht nun das ehmalige schöne grosse Werk theils kunstlosen theils im Lande herumziehenden Orgelbauern anvertraut wurde. Das klingt aus der Erinnerung heraus als Urteil über die einst intakte Klosterorgel nicht übel. 1896 schlug  dem großen Orgelwerk das letzte Stündlein. Es ging bei der Ausräumung der 1733 geschaffenen Choreinbauten  verloren. Nur mühsam konnte das eigenartige Prachtgehäuse gerettet und 1923 im Kirchenraum des Freiburger Augustinermuseums als Blickfang untergebracht werden.

Quelle: Gengenbach Ein Streifzug durch die Geschichte und Gegenwart Herausgegeben von der Stadt Gengenbach 1990 Ab Seite 42 Autor Prof.Hermann Brommer

Disposition der Merckel-Orgel 1852

aufgenommen von Leo RischVorgängerorgel anlässlich eines Kostenvoranschlags für die Reparatur:

Quelle: Hermann Brommer, Die Orgel der ehemaligen Gengenbacher Abteikirche im Augustinermuseum zu Freiburg, S. 98 u. 99