Meisterwerkstatt

Waldkircher Orgelbau

Die neue Pfeifenorgel für die Paul Gerhardt Gemeinde Kollnau

Das Orgelprojekt

Nach der Auftragsvergabe im Februar 2013 an unsere Werkstatt haben wir das Orgelprojekt weiterentwickelt und die Gestaltung wurde optimiert. Für die neue Gestaltung konnten wir Herrn Architekt Nicolas Pomränke aus Berlin gewinnen. Dieser Gestaltungsentwurf und eine weiterentwickelte Disposition waren Grundlage für die entgültige Planung bis zur Vertragsunterzeichnung.

In konstruktiver Zusammenarbeit aller Beteiligten wurde ein innovatives Orgelkonzept entwickelt, welches für die Orgelstadt Walkirch eine große Bereicherung darstellt. Mit der einstimmigen Beschlussfassung des Werkvertrages am 19. Februar 2013 durch den Ältestenkreis konnte der Orgelbau beginnen.

Die neue Orgel basiert darauf, sich harmonisch im Gesamtkonzept der Kirche einzufügen. Um das Raumgefühl besser erfassen zu können, haben wir ein Kirchen- und Orgelmodell angefertigt um die dreidimensionale Linienführung erfassen zu können. Der geplante Orgelneubau in der Evang. Kirche Kollnau ist ein technisch und klanglich anspruchsvolles Orgelneubauprojekt. Der neue Standort auf der Empore ermöglicht eine homogene Orgelanlage mit mechanischen Trakturen. Die gewinkelte, nach oben hin strebende Dachkonstruktion bietet genügend Reflexionsfläche, um den Orgelklang gleichmäßig im Kirchenschiff zu streuen.Durch die gebrochene Deckenstruktur in Holzkonstruktion wird eine übermäßige Nachhallzeit vermieden.

Unser Orgelentwurf basiert auf folgenden Überlegungen: Durch die Aufstellung des Pfeifenwerkes im oberen Bereich der Kirche ist es wichtig, dass die Manualwerke möglichst auf einer Ebene liegen. Dies um Stimm-Probleme zu vermeiden. Unsere Konzeption basiert auf den Anforderungen und Wünschen der Ausschreibung. Das Hauptwerkgehäuse ist als zentrales, mittig situiertes Gestaltungselement, spitz zulaufend, aufgebaut. Die Prospektpfeifen folgen der geometrischen Form des Kirchendaches und werden mit durchbrochenen Aluminiumblenden umschlossen. Der zweimanualige Spieltisch ist dezent im eingezogenen Untergehäuse situiert. Beide Manuale werden mit angehängter Traktur ausgeführt. Darüber liegt im Kranzgesims die durchschobene Windlade von Hauptwerk / Pedal, in C- und Cs- Seite getrennt. Im Prospekt steht der Prinzipal 8’. Dahinter, durch einen Laufboden getrennt, wird das II. Manual als Schwellwerk aufgestellt. Die Pfeifen der Pedalregister sind seitlich und hinter dem SW-Gehäuse angeordnet. Durch diese Anordnung kann das Pfeifenwerk gut zugänglich und zugleich platzsparend arrangiert werden. Der Orgelklang kann sich  frei entfalten. Die technische Anlage wird somit sinnvoll und ökonomisch ausgeführt und kann später sehr gut gewartet werden. Aus der bestehenden Altorgel werden die Holzflöte 8‘ und die Oboe 8‘mit entsprechender Umintonation weiterverwendet.

Für uns hat es Priorität, dass die neue Kollnauer Orgel keine technischen und klanglichen Kompromisse eingeht, sondern sich ganz an der klassischen Orgeltradition orientiert. Das neu zu schaffende Orgelwerk für die Kirche in Kollnau ist für viele Generationen Ihrer Kirchengemeinde und Organisten bestimmt. Unsere Orgel unterliegt klanglich und technisch keinem momentanen Trend. Vielmehr wird unser Orgelneubau mit all unseren Klangvorstellungen und eigenen Zutaten der klassischen und bewährten Orgelbautradition elsässisch/süddeutscher Meister einzuordnen sein.

Mensuren

Wir entwickeln  für die Kollnauer Kirche ganz individuelle, differenzierte und variabel berechnete Mensuren zu den einzelnen Registern, angepasst an die speziellen räumlichen Gegebenheiten und an den musikalischen Wünschen und Notwendigkeiten. Dazu werden wir gezielte akustische Messungen in der Kirche durchführen. Diese dienen der exakten Festlegung der Mensuren. Es werden für die Register entsprechende differenzierte Durchmesser, Labienbreiten, Kerndicken und Kernfasenmensuren verwendet. Die Kerne der Metallpfeifen sind aus Blei gefertigt. Dies gewährleistet eine sichere Intonation der Ansprache.

Bis dato konnten wir den Kirchenraum bei Gottesdiensten und Konzerten akustisch erfahren. Auch bei den Begehungen im Vorfeld zur Angebotserstellung haben wir unseren Klangeindruck festigen können und werden all dies bei der Erarbeitung der Mensuren und Vorarbeiten zur Intonation einfließen lassen. Größten Wert legen wir auf die entsprechende intonatorische Klangfarbengebung und der entsprechenden Ausformung der Register.

Besonderheiten

Eine Idee von Frau Pfarrerin Wibke Klomp werden wir gerne umsetzen: Ein Glockenspiel welches wir speziell anfertigen und einbauen werden. Zum einen lassen sich damit musikalische Akzente setzten und gleichzeitig spiegelt es auch die mechanische Orgelbautradition unserer Orgelstadt Waldkirch wieder. Das Glockenspiel wird über das II. Manual angesteuert.

MIDI- Technik

Die Ausstattung der Orgel mit einer Midi-Schnittstelle ermöglicht das spielen elektronischer Instrumente (z.B.Piano oder Synthesizer) von der Orgel aus. Gleichzeitig kann aber auch das zweite Manual der Orgel oder das Glockenspiel von einer elektronischen Tastatur aus angespielt werden. Ein Wlan-System bietet hier viele Möglichkeiten.

Fernwerk

Das Miteinbeziehen einzelner Register der bestehenden Orgel als Auxilar, “Johannes-Werk“ genannt, wird ausgeführt. Zusätzliche Soloregistrierungen etc. sind somit möglich.

Orgelweihe:  Sonntag 22.Dezember 2012 (4.Advent). Die  Kollnauer Orgel ist unsere Jubiläums-Orgel im Festjahr zu 25 Jahre Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer.

Wir danken allen Gemeindemitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde Kollnau, Frau Pfarrerin Wibke Klomp, Herrn OSV Herbert Deininger, allen Verantwortlichen im Kirchenvorstand, den Verantwortlichen und Mitglieder des Orgelförderkreis, Herrn Prof. Carsten Klomp und Herrn OSV Dr. Martin Kares  für das in uns gelegte Vertrauen und den Auftrag zum Bau der Kollnauer Orgel.

Alle Mitarbeiter/innen und wir freuen uns, dass  mit datum 22.12.2013 die Arbeiten abgeschlossen werden konnten.  Wir wünschen unserer Orgel eine gute Zeit in Kollnau und dass sie immer zur Freude aller erklingen wird.

Heinz Jäger & Wolfgang Brommer

Orgelbaumeister & Restauratoren im Orgelbauhandwerk